Mehr als genug Gene, die Gewicht und Statur beeinflussen

Zu den 41 bekannten Stellen im Erbgut, die mit dem Body-Mass-Index (BMI) des Menschen zusammenhängen, kommen 56 weitere Genstellen hinzu. Das ergab eine internationale Genomstudie mit über 339.000 menschlichen Proben, an der auch Forscher der Universität Leipzig beteiligt waren. Die Ergebnisse bestätigen frühere Studien aus 2010 und 2013. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass Adipositas-assoziierte Genvarianten den BMI zu rund 21 Prozent beeinflussen und dass 68 Genstellen mit der Fettverteilung am Körper assoziiert sind.

Obwohl alle Menschen mit denselben Genen ausgestattet sind, gibt es auch in dieser Hinsicht Unterschiede in der Abfolge der Genbausteine, den Nukleotiden. Die Wissenschaftler untersuchten, welche Genvarianten bei einem höheren oder niedrigen BMI beziehungsweise bei unterschiedlicher Fettverteilung vermehrt anzutreffen sind. Diese Genvarianten und die Anzahl dieser abweichenden Genstellen haben einen großen Einfluss auf den Menschen.

Wechselwirkung zwischen Gehirn und Genen

Eine entscheidende Rolle spielen die Gene, die im Hypothalamus, Hippocampus und Limbischen System aktiv sind – jenen Gehirnregionen, die für Stoffwechsel und Energiehaushalt, Antrieb, Lernen, Gedächtnis und Emotionen zuständig sind. Das bisher am stärksten mit Adipositas assoziierte FTO-Gen (englische Abkürzung für: fat mass and obesity associated gene) ist im Hypothalamus aktiv und könnte Essverhalten und Nahrungsaufnahme beeinflussen; andere regulieren das körpereigene Glutamat, einen Botenstoff in der Nervenreizleitung im Gehirn. Glutamat-Aktivität und die Nahrungsaufnahme beeinflussen sich gegenseitig. „Diese Studie zeigt, dass die Genetik die Erblichkeit der Adipositas immer mehr erklären kann. Ansatzpunkte für eine Adipositastherapie liegen aber in den Nerven- oder Stoffwechselaktivitäten, die von bestimmten Genvarianten beeinflusst werden“, so Peter Kovacs, Professor für Adipositas- und Diabetesgenetik am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen in Leipzig.

Menschen, die viele der BMI-relevanten Genstellen aufweisen, zeigen auch mehr genetische Einflüsse auf den Stoffwechsel. Dies könnte erklären, warum ein steigender BMI mit zunehmenden Stoffwechselstörungen verbunden ist.

Gene beeinflussen Lage der Fettpolster

Da vor allem die Fettverteilung am Körper ausschlaggebend ist für den Krankheitswert eines erhöhten BMI – Menschen mit bauchbetontem Fettgewebe haben ein größeres Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen -, belegt eine weitere internationale Genomstudie unter Leitung der University Diabetes Center in Malmö. Neben 16 bekannten beeinflussen noch 33 neu gefundene Genstellen die menschliche Fettverteilung – unabhängig von individuellem BMI und Körpergröße. Das Verhältnis von Taillen- zum Hüftumfang ist ein wichtiger Wert, um zu beurteilen, ob bauchbetontes und somit gesundheitsschädlicheres Übergewicht vorliegt.

Gene prägen männliche und weibliche Figur

Im Gegensatz zu BMI-assoziierten wirken sich die für die Fettverteilung entscheidenden Genvarianten bei Frauen signifikant stärker aus als bei Männern. 19 von 49 Genvarianten, die mit Hüft- und Taillenumfang zusammenhängen, sind bei Frauen stärker ausgeprägt. Die Art der Fettverteilung wird bereits mit der Verteilung der Gene in der befruchteten Eizelle festgelegt.

„Die Genetische Forschung entlässt den Menschen aber nicht aus seiner Eigenverantwortung. Unabhängig vom individuellen Genprofil bleiben ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung die besten Wege, gesund zu bleiben“, so Kovacs.

Das beruhigt oder bestätigt den ein oder anderen/die eine oder andere vielleicht, oder?

 

Von Reiner

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